Dieses Plakat ist einem Abschnitt der Klostergeschichte des 17. Jahrhunderts gewidmet, der Epoche der Kirchenreform in den 1660-70er Jahren, in der das Kloster auf den Solovki gegen die Reformen des Patriarchen Nikon protestierte und deswegen von Truppen des Zaren belagert wurde. Neun Jahre leistete das Kloster, unterstützt von entlaufenen leibeigenen Bauern, Handwerkern usw., Widerstand bis es verraten und eingenommen wurde. Der Aufruhr war entstanden, weil die vom Patriarchen in Abstimmung mit dem Zaren angeordneten Reformen Bücherrevisionen und Veränderungen kirchlicher Rituale forderten. Die Solowezker Brudergemeinschaft (“Bratije”) polemisierte dagegen in zahlreichen kritischen Texten. Sie waren von dem Schaden der Reformen Nikons für das Heil der orthodoxen Menschen (“spasenie”) so stark überzeugt, dass sie fünf Bittschriften an ihren Zaren – das weltliche Oberhaupt der Kirche – richteten mit der leidenschaftlichen Bitte um Rücknahme derselben, damit “Moskau als Drittes Rom” bestehen bliebe. Aleksej Michailovič aber lehnte die Bittschriften ab bzw. bekam gar nicht alle zu Gesicht. Nach der Stürmung des Klosters wurden die Aufständischen grausam hingerichtet (Siehe Darstellungen – Flugblätter der Altgläubigen).
Beide Plakate zur Klostergeschichte beziehen sich aufeinander:
Das erste Plakat versucht, eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart des Klosters zu schlagen, indem ikonografische Abbildungen neben Fotografien, die während der Reise entstanden, gestellt sind. Das abgebildete Kreuz (mittig, links vom Text) korrespondiert mit dem Steinkreuz des Ehrwürdigen Savvatij (zweites Plakat) – wir sehen zwei verschiedene Darstellungen des Kreuzes, was verdeutlicht, dass es ursprünglich keine Festlegung gegeben hat, wie das Kreuz auszusehen hat. Die Reformen allerdings schreiben nun fest, wie es auszusehen hat! Das zweite Plakat hat „Randikonen“, die die Kirchenspaltung, die Abrechnung mit den sog. Schismatikern aus Sicht der Altgläubigen sowie bildliche Auseinandersetzungen späterer Malergenerationen mit diesem Thema kommentieren. Der Text auf dem zweiten Plakat fokussiert explizit und ausschließlich die Zusammenhänge der Kirchenspaltung in der ROK, wie sie sich auf Solovki abgespielt hat.